
Beladen mit einem großen Wäschekorb trete ich aus dem Wohnwagen heraus, den wir so langsam einrichten wollen für die große Reise nach Portugal. Ich knicke mit einem Fuß zur Seite weg. Ich höre ein unangenehmes Geräusch und gleichzeitig schießt ein heißer Schmerz in meinen Fuß ein. Mir wird schwarz vor Augen und ich sinke mitsamt dem Wäschekorb auf den Boden. Alles dreht sich und ich habe nur eine Gedanken : „Es darf jetzt nichts passiert sein… es darf einfach nicht sein….“ Zwischen Schmerzattacken und Dämmerzustand entsteht ein Schreckensszenario nach dem nächsten in meinem Kopf. Wir können nicht fahren. Ich kann nicht packen, wir sind nicht rechtzeitig da, alles geht den Bach runter…“
Wir haben drei Wochen vor Abreise. Es wird hektischer, die To-Do-Liste nicht kürzer und die Emotionen kochen immer wieder hoch bei allen. Abschiedsschmerz, Vorfreude, Angst und Trauer wechseln sich ab. Ein anstrengender Cocktail, der gut ausbalanciert werden muss. Mein Partner muss nochmal für ein paar Tage geschäftlich verreisen. Ich bin alleine und nun liege ich hier auf den Steinen vor dem Wohnwagen und mir bricht mal kurz sprichwörtlich der Boden unter den Füßen weg.
Irgendwie schaffe ich es zurück ins Haus, mehr kriechend als gehend. Mittlerweile habe ich eingesehen, dass ich Hilfe brauche. Ich kämpfe mit mir. Ich wehre mich gegen das, was anscheinend grade passiert ist. In dem Schockzustand, in dem ich mich gerade befinde, ist die klare Anweisung meiner Freundin per whatsapp eine große Stütze: „Rufe deine Nachbarin und lass dich ins Krankenhaus fahren!“ Die Welt erhält wieder Konturen. Hilfe kommt von allen Seiten. Ein Plan entsteht. Als ich in später Nacht wieder aus dem Krankenhaus zurückkomme, kann ich meiner Freundin, die auf meinen kleinen Sohn aufgepasst hat, die gute Nachricht überbringen, dass ich keinen Bruch habe und keine OP benötige. Ein Bänderriss, aber an einer ziemlich guten Stelle gewählt, die mich nicht zu schlimm beeinträchtigt.
Dank der liebevollen Unterstützung meiner Freundinnen kann ich den Zustand allmählich akzeptieren. Ich frage mich, was dieser Unfall bedeuten soll. Es kann kein Zufall sein, dass ich gerade jetzt lahmgelegt werde. Das Geschenk, das in dieser Situation versteckt ist, beginnt sich ganz langsam zu entfalten wie der zarte Geschmack von Bitterschokolade auf der Zunge. Ich erfahre so viel Zuwendung, Ermutigung und Liebe von allen Seiten, dass mir ständig die Tränen kommen vor Rührung. Als dann auch noch mein Internet zu streiken beginnt, strecke ich die Waffen und ergebe mich meinem Schicksal. Ich bin einverstanden mit einer Ruhephase, die wohl von ganz oben angeordnet wurde. Trotz aller Schmerzen erlebe ich drei wundervolle Tage, in denen ich vollständig entlastet werde und mich ganz und gar mir selbst widmen kann. Ein unglaublicher Zustand für eine Mama mit Herzensbusiness und Auswanderungsplänen.
Allmählich merke ich, wie sehr ich das auch nötig habe. So vieles in mir möchte gerne angeschaut, verarbeitet und losgelassen werden. Ich merke, wie in der Verarbeitung und Reflexion ganz neue Perspektiven entstehen. Pläne, Ideen und Visionen wachsen. Ich fühle mich beschenkt wie selten zuvor. Nach drei Tagen Ruhe bin ich auf allen Ebenen gestärkt und sortiert. Mein Körper spiegelt das im selben Maße wieder. Nach diesen drei Tagen kann ich ohne Krücken laufen und bin nahezu schmerzfrei. Mein Umfeld staunt. Eine Woche später drehe ich die erste kleine Runde mit meiner Hündin Wahya. Langsam und beschaulich natürlich. Ich habe den Zauber der Langsamkeit entdeckt. Ein weiteres Geschenk. Ich staune, wie viel mehr ich sehe und wahrnehme, wenn ich langsam und bewusst gehe. Und dabei nicht einmal viel Zeit verliere. Ich delegiere Aufgaben, werde weiter entlastet und unterstützt, ich kürze manches und einiges erledigt sich irgendwie von selbst. Noch zwei Wochen bis zur Abreise. Es bleibt spannend. Danke fürs Lesen und Mitfühlen. Ich freue mich, wenn du meine Herzensreise nach Portugal weiter begleitest.

Zwischen Kisten, Chaos und Bänderriss – immer an meiner Seite… Wahya und Findus
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