Mein Selbst und Ich – die einzige Beziehung, die bleibt – und zwar für immer. Es ist an mir, ob ich diese Beziehung zu einer unglücklichen, dramatischen, spannungsgeladenen mache – oder zu der glücklichsten Verbindung, die ich je erlebt habe. Wir kommen als reine Wesen auf die Welt, vollkommen eins mit uns und dem Universum. Wir tragen das göttliche Licht in uns, völlig unverfälscht und rein. Dann beginnt der Gang durch die Welt und die Trennung beginnt. Wir beginnen zu zweifeln, erleben Einsamkeit und Hilflosigkeit. Die Erinnerungen an unsere Göttlichkeit verblasst, wir vergessen wer wir wirklich sind. Wir sind mehr und mehr abgeschnitten von unserem wahren Selbst. Wir lassen uns prägen und manipulieren von der Welt um uns herum und erschaffen eine Person, von der wir hoffen, dass sie geliebt und akzeptiert wird, wenn sie sich nur so gut wie möglich anpasst an die Erwartungen um sie herum. Dabei werden wir innerlich immer einsamer. Wir vermissen etwas, aber wissen nicht was. Wir suchen danach, hoffen dass wir das, was uns fehlt, in anderen Personen, in Dingen, in Lebensumständen oder Aufgaben finden. Manches scheint uns für kurze Zeit zufrieden zu stellen. Doch dieser Zustand hält nicht an und die Suche geht weiter. Wir entfernen uns immer weiter von unserem wahren Selbst und können uns irgendwann nicht mehr daran erinnern. Wir merken das daran, dass wir auf die Frage nach unseren Herzenswünschen keine Antworten finden. Wenn die Zeit reif ist, schenkt uns das Universum dann eine Lebenskrise. Manchmal so radikal, dass uns alles weg bricht, was wir bis dahin für unser Leben und unsere Identität gehalten haben.

Der Nullpunkt, der sich unendlich schlimm und ein bisschen wie sterben anfühlt, enthält aber in Wirklichkeit die Chance für einen Neubeginn.

Ein kostbarer und heiliger Moment des Innehaltens. Zwar fühlen wir uns vielleicht unendlich verlassen und wie zerbrochen. In Wirklichkeit aber ist das Licht uns ganz nahe. Unsere Seele beginnt mit uns zu sprechen. Und wenn wir ihr zuhören, kann das der Beginn einer wunderbaren Liebesbeziehung zu uns selbst sein. Ein Prozess der Versöhnung beginnt. Versöhnung mit meiner Vergangenheit, meinen Lebensumständen, meinen Schwächen und Fehlern. Ganz langsam und vorsichtig nähere ich mich meiner Seele wieder an, ein schmerzhafter Weg, voller Trauer, Angst und Wut. Doch mit jedem kleinen Schritt auf diesem Weg wird es heller. Das Universum stellt sich schützend um uns und zeigt uns sanft einen Weg, der sich stellenweise mühsam und holprig anfühlen kann, von dem wir in unserem Innersten aber fühlen, dass er stimmig ist. Er führt uns in die Verbindung und in die Versöhnung, zurück zu unserem ursprünglichen Selbst.

Es fühlt sich an wie nach Hause kommen.

Stück für Stück bricht die harte und unnatürliche Schale um uns herum weg. Im ersten Moment fühlt es sich ungeschützt und verletzlich an, bis wir merken, wie stark das Licht ist, das uns umgibt. Mächtige Kräfte, gegen die unsere künstliche Schale winzig und zerbrechlich aussieht. Genau wie unsere alte Identität, unser altes Leben. Wir wachsen in etwas Hinein, das größer, mächtiger und liebevoller ist, als wir uns das jemals vorstellen konnten. Langsam, ganz langsam und manchmal mit Umwegen. Mein lebenserfahrener Vater sagte einmal, der direkte Weg sei meist nicht der schnellste Weg. Nichts ist schneller als das Licht und doch ist sein Weg geprägt von Ablenkungen und Umwegen. Die Umwege sind die Zeiten, in denen wir lernen und reifen, an Begrenzungen stoßen und dadurch Veränderung erleben.

Versöhnung geht einher mit Heilung und Ganzwerdung. Es ist ein wunderschönes Wort, weil es das Ende des Kampfes und der Anfang von Verbindung impliziert. Ich bin versöhnt mit mir bedeutet, ich bin in Verbindung mit Gott und dadurch in Verbindung mit meinem Selbst.